STM Publishing – at the Crossroads?

From paper subscription to database licensing
Die Vorträge der Konferenz STM Publishing – at the Crossroads? Challenges and Responses der International Association of STM publishers in Frankfurt (irgendwie an mir vorbeigegangen) sind nun online. Die Artikel sind ein Muß für jeden, der mit Verlegern diskutieren und ihre Argumente kennenlernen möchte.

  • Peter Banks (Verleger der ADA) versucht, das NIH-Proposal in der Luft zu zerpflücken. Nicht nur, dass es die falsche Idee zur falschen Zeit am falschen Ort sei, es führe zu Politisierung, Verfälschung und Zensur der wissenschaftlichen Forschung und verführe Patienten zu gefährlichen Therapieformen. Zeitschriften können alleine überhaupt nichts bewirken, deswegen sei Open Access falsch. Das eigentliche Problem sei neben dem NIH die fehlende Literacy der Leser.
  • Ein Mr. Harris (wohl vom UK-Committee on Publishing) gab einen kurzen Überblick, warum und wozu das Kommittee entstanden war. Im November wird die Antwort der Regierung auf die Kommittee-Vorschläge erwartet.
  • Derk Haank beglückt die ganze Welt: Alles, alles wird besser dank Springer und dem Übergang von „paper subscription to database licensing“. Der Nachteil des Open Choice Modells sei, dass die Komplexität in der Kundenbeziehung sprunghaft ansteigt. Während jetzt 3,6 Mia. € von 30.000 Bibliotheken eingenommen werden, sind es demnächst 1,2 Mio. Artikel mit vielleicht ebensovielen Autoren, die „bezahlen“ müssen. Er schlägt statt des Open Acess Modells (Changing money flow from libraries to research) das „database licensing model“ vor. Vorteile: unlimited access and self-archiving. Springer sei es egal, was am Ende herauskommt, da Springer neutral sei. Der Kunde solle entscheiden.
  • Deanna B. Marcum, Associate Librarian for Library Services der Library of Congress, hielt den versammelten Verlegern mutig vor, dass Bibliotheken durch das Copyright die Möglichkeit gegeben werden muss, auch digital zu archivieren: Publishers have little incentive to invest in preserving works with diminishing financial value.
  • Ian Rowlands berichtete über eine interessanten international opinion survey des Centre for Information Behaviour and the Evaluation of Research, London, unter Autoren. Generell wissen viele nicht, was Open Access ist, und wollen auch nicht viel dafür bezahlen. Manche meinen gar, es wäre ihr Karriereende.

subito-Kommentar zum neuen Urheberrecht

Den Kommentar finden Sie hier. Interessant (eine Bestätigung von Herrn Kämper’s Kommentar): Der Faxversand in elektronischer Form, d.h. von PC zu PC, wäre zulässig.

Nachschlag: subito weist in seiner Klageerwiderung vom 18.10.2004 (S.47) ausdrücklich auf diese „Nische“ hin:

Sobald der Beklagte zu 2. das im Aufbau befindliche DRM-System eingeführt hat, wird das Produkt, das der Kunde auf elektronischem Weg erhält, in seinen Nutzungsmöglichkeiten nicht mehr von einer Fotokopie unterscheidbar sein, die auf dem Postwege eintrifft. Sogar jedes Telefax wird dann umfangreicher verwendbar sein, weil moderne Geräte über Speicher- und Weiterleitungsfunktionen verfügen.

Cochrane Colloquium Ottawa (3)

Sitze wieder am heimischen Schreibtisch. Hier noch ein Nachschlag zum Cochrane Colloquium in Ottawa:

1. Bei der neuen Cochrane Library-Suchoberfläche von Wiley Interscience ist einiges anders als man es von Update Software oder Ovid gewohnt ist. Die wichtigsten Search Tips sind bei der advanced search in der rechten Spalte aufgelistet. Sehr schön: pdf-Files der kompletten Cochrane Reviews (kostenpflichtig). Auch die Abstracts der Synopsis für medizinische Laien sind frei zugänglich (der Link hierzu steht gleich an zweitoberster Stelle auf der linken Spalte eines Reviews).

2. Oral Presentations (Auswahl):
Bei der Entwicklung von Suchstrategien können sich Information Retrieval Spezialisten so richtig austoben. Die von der Cochrane Collaboration empfohlene hoch sensitive Strategie zum Auffinden randomisierter Studien in MEDLINE wurde überarbeitet und gekürzt (Presenter: Julie Glanville). Durch die retrospektive Indexierung der Medline-Zitate mit dem Publication Type „Randomized Controlled Trial“ kann man sich zunehmend auf die korrekte Indexierung von randomisierten Studien verlassen (ab 1991). Die Suchstrategien für Medline und Premedline werden demnächst veröffentlicht, ebenso eine Suchstrategie in MEDLINE und EMBASE für „adverse events“ (Presenter: Su Golder) . Bei den „adverse events“ ist die Indexierung recht uneinheitlich, besonders die Vergabe von Subheadings in Medline. Embase soll da besser sein.

3. EMBASE oder MEDLINE – das war hier die Frage. Tatsioni A et al. (Poster) stellten fest, dass für Meta-Analysen zu „diagnostic test performance studies“ EMBASE weniger als 1% der Studien lieferte. „Embase does not appear to be important in the meta-analyses of diagnostic test performance“.
Falck-Ytter Y et al. (Poster) testeten den zusätzlichen Nutzen von EMBASE bei der Suche nach Therapiestudien in der Gastroenterologie (GI). Ausgehend von der Cochrane Library Komponente CENTRAL als gold standard, deckt Embase weniger als 3% der Studien ab. Aus Medline stammen 67% der Zitate, weitere 30% aus anderen Datenbanken oder aus der Handsearching-Auswahl. Embase enthält zwar zusätzliche GI-Zeitschriften, die nicht von Medline ausgewertet werden, aber deren Inhalte scheinen für Therapiefragen in der GI nicht relevant zu sein. „…an Embase search for intervention studies in gastroenterology, hepatology and nutrition may not always be necessary.“

4. Innerhalb der Cochrane Collaboration gibt es zwei Gruppen, die sich mit Literatursuche befassen:
Information Retrieval Methods Group (neu)
Cochrane Library Users‘ Group
Als Mitglied dieser Gruppen werde ich hilfreiche Infos im MedInfo weiter geben.

Ausblick: Es waren ca. 1000 Teilnehmer im Ottawa. Darunter auch viele Bibliothekare. Cochrane und Evidence based Medicine bieten für Medizinbibliothekare ein interessantes Aufgabenspektrum. Das müssen wir einigen Krankenhäusern in Deutschland nur noch klar machen.

SAGE Publ. erlaubt Postprint-Archivierung

Wie Springer und Elsevier erlaubt nun auch SAGE Publications seinen Autoren die Archivierung ihrer Artikel (Pressemitteilung).

Von 103 befragten Verlegern haben sich mittlerweile 61% diesem Modell angeschlossen, weitere 7% gestatten Preprint-Archivierung (Statistik). Damit stehen von 8853 Zeitschriften 92% als „Autor-vermittelte“ Open Access- Form zur Verfügung. Nun liegt es an den Autoren und Hochschulen, diese Artikel auch einzustellen und zugänglich zu machen. [via Open Access News]

Faculty of 1000 Medicine

Gerade einen Brief bekommen, in dem BioMed Central ankündigt, nach der Faculty of 1000 Biology nun auch eine Faculty of 1000 Medicine anzubieten. Der Launch ist für „early 2005“ angekündigt. Wie von der Biologen-Fakultät bekannt, sollen auch hier die most important papers within medicine und insbesondere die Top 10 key papers in particular fields ausgesucht werden. Es gibt 18 subject areas mit je 7-22 Untergliederungen, für die je zwei Wissenschaftler verantwortlich sind. Insgesamt arbeiten also ca. 240 Experten für dieses neue Tool: „Faculty of 240“ klingt aber nicht so schön! Unter den Key Contributors sind zahlreiche Deutsche von Magdeburg bis München, darunter Prof. G.Breithardt aus Münster(!) und zwei vom „Chest Hospital Heckeshorn“(?) (aha, Google erläutert: Berlin-Zehlendorf, 190 Publikationen in PubMed).

PS: All BioMed Central Open Access journals address the LOCKSS (Lots of Copies Keep Stuff Safe) concept through permanent archiving arrangements with PubMed Central, at the University of Potsdam in Germany, at INIST in France and in e-Depot, the National Library of the Netherlands‘ digital archive. [via Open Access News]

BMJ’s hybrid model of open access

Kamran Abbasi, A hybrid for open access, BMJ, October 9, 2004. BMJ unterscheidet nun zwischen Research Articles (ganz frei) und Value Added Content (news, ads, reviews: erste Woche frei, dann erst wieder nach einem Jahr). All this leads us to what we have begun calling the ‚hybrid model‘ of scientific publishing, where authors might pay for peer review and publication of original research while libraries– or readers– pay for the value added content. [via Open Access News]