Koordiniertes Handeln senkt Zeitschriftenpreise

Bereits im Januar erschienen, aber hochinteressant: Carl T. Bergstrom and Theodore C. Bergstrom. „The costs and benefits of library site licenses to academic journals.“ Proc Natl Acad Sci U S A. 2004 January 20; 101(3): 897-902. doi:10.1073/pnas.0305628101. article from PNAS via HighWire. Zitat:

  • If a journal is priced to maximize the publisher’s profits, scholars on average are likely to be worse off when universities purchase site licenses than they would be if access were by individual subscriptions only.
  • … university libraries, acting in their collective interest, should agree to purchase a journal site license only if the subscription price is close to the publisher’s average cost.
  • … university libraries face a collective action problem. If all were to refuse to buy site licenses to the expensive commercial journals, publishers would have to cut prices and all would benefit. However, each individual library would better serve its patrons by purchasing a site license despite the cost. Some sort of coordinating mechanism among libraries could facilitate a collective response to this. [Hervorhebung von mir]

Damit hätten wir dann auch eine einfache Lösung für die überteuerte Nature Clinical Practice Series (gebloggt am 25.10.): Keiner kauft eine Site License und über kurz oder lang sinken die Preise! [via Open Access News]

AGMB-Weblog-Workshop

Auf dem „Praxisworkshop Weblog“ für Bibliothekare auf der AGMB-Jahrestagung in Mannheim (Link1 Link2) hatte ich ein Deja-vu-Erlebnis: Als die Teilnehmer ihre Kommentare und Postings in einen Test-Weblog eingaben, fühlte ich mich an das Internetseminar in Münster 1995 zurückerinnert, als die Teilnehmer ihre ersten E-Mails hin- und herschickten. Werden Weblogs mal so wichtig wie E-Mails?

Dazu folgendes Zitat: Blogs are also serving as important current awareness tools in many professions, including librarianship, which boasts hundreds. Richard Entlich: „Blog Today, Gone Tomorrow? Preservation of Weblogs

Nature Publishing Group verspielt Reputation mit aggressiver Preispolitik

Siehe auch Abstimmung rechts!

Wie bekannt, kämpft die Nature Publishing Group (NPG) seit einigen Jahren mit allen Mitteln um einen größeren Marktanteil im Zeitschriftengeschäft. Nun sind erste Preisinformationen zur Nature Clinical Practice Series (NCP) durchgesickert (NPG selber gibt keine Infos preis). Die hier geäußerten Befürchtungen wurden noch weit übertroffen. Das Site License Pricing Schema sieht folgendermassen aus:

  • (Tier 1) 1-500 Science FTE: 1.750 £
  • (Tier 2) 501-2.000 Science FTE: 2.320 £
  • (Tier 3) 2.001-5.000 Science FTE: 2.785 £
  • (Tier 4) 5.001-10.000 Science FTE: 3.238 £
  • (Tier 5) ab 10.000 Science FTE: 4.270 £

Zur Erinnerung: Die persönliche Ausgabe kostet 86 £ (print & online), die für Institutionen 500 £ (nur print). Die Site License würde somit für ein durchschnittliches Uniklinikum (Tier 4: 1.000 Ärzte/Wissenschaftler, 2.000 Studenten) mit 3.238 £ das Sechseinhalbfache des Printabos (und das 38-fache der Personal Subscription) kosten. Wieso Tier 4? Zu den Science FTE zählen auch die Wissenschaftler und Studenten der Fachbereiche Biologie, Chemie und Physik! (Diese Zuordnung mag für die Nature Research Series und die meisten Titel der Review Series noch angehen, ist aber für die NCP blanker Unsinn und ist nur wieder ein Beweis für das – ebenso – blanke Profitstreben von NPG).

Für eine größere Uni käme mit 4.270 £ (das sind 6.234 €) das Achteinhalbfache (50-fache vs. personal subs.) zusammen. Für eine Zeitschrift, die sich gerade erst am Markt etablieren will, kann man das nur als Unverschämtheit bezeichnen. Aber der Knackpunkt liegt auf „etabliert“. Nature kann sich das leisten, mit dem „Endpreis“ anzufangen – es muß sich nicht erst etablieren. Der Name ist Programm: Wo Nature draufsteht, wird – über kurz oder lang – auch Nature-Qualität drin sein, bei dem Editor-in-Chief und dem Advisory Board ist das quasi garantiert (Liebe Heidelberger, schreibt dem Volker Diehl mal einen Brief !). NPG orientiert sich mit dieser Preispolitik offensichtlich an Nature Weekly. Dass Bibliotheken hier (widerspruchslos?) für eine Site License das 10-fache des Printpreises bezahlten, hat NPG wohl zu diesem drastischen Preisgebahren ermutigt. Dafür spricht auch, dass die – nun – viel zu billigen (!!) Campuslizenzen für die Nature Research und die Nature Reviews Series in 2005 drastisch verteuert wurden – der Einzeltitel kostet nun – Tier 4 – 2.290 £ statt 800 £ (Ich kann die Zahlen beinahe nicht glauben).

Was sind die Konsequenzen? Einige Thesen:
1. Da nicht auf einmal sehr viel mehr hochqualitative Artikel geschrieben werden, werden die besseren Paper zu Nature abwandern und damit die restlichen Zeitschriften an Qualität verlieren. 2. Die Bibliothek wird – von Nutzerbedürfnissen getrieben – irgendwann die NCPs doch bestellen müssen. Da die vier Titel nur der Anfang sind und noch weitere sieben folgen werden (vier in 2005, drei in 2006), ist bei einer Komplettabnahme mit Mehrkosten von bis zu 68.574 € zu rechnen. Version 1: Die NCP werden als Printausgaben bestellt (9075 €). Werden dann unsere Ärzte wieder scharenweise in die Bibliothek kommen? Version 2: Die NCP als Campuslizenz erfordert eine kräftige Budgetaufstockung oder die Abbestellung hunderter Zeitschriften. Der Zeitschriftenmarkt würde sich endgültig als Haifischbecken etablieren. 3. Auswirkungen auf die Zugänglichkeit der Forschungsergebnisse: Es wird sich verschlechtern, da sich nicht alle alles leisten können/werden. Der Open Access-Gedanke wird angesichts des zunehmenden Profitstrebens der Verleger und des abnehmenden Interesse von Dekanaten in Bibliotheksetats zu investieren gestärkt, aber nichtsdestotrotz wird es weiter heissen: Publish in Nature, read BioMed Central

Die NPG gehört zur Macmillan-Gruppe und damit zur deutschen(!) Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck. (Die freuen sich über Ihre Mitteilung!).
Übrigens, NPG versteht sich als Teil der internationalen Forschungsgemeinde. Na, dann kann ja gar nichts mehr schiefgehen. 😉

PLOS Medicine gestartet

Gestern wurde Plos Medicine als the most significant international general medicine journal to emerge in over 70 years freigeschaltet („gelauncht“?). Die Initiatoren wollen nicht wenig erreichen: We are determined to make PLoS Medicine the best medical journal in the world. [via Open Access News]