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Einen interessanten Bericht aus Australien gehoert: Lisa Kruesi sprach ueber: Rural but not remote! Access in outback Australia. Report on the implementation of Personal Digital Assistants (PDAs) for medical students, clinical teaching staff and health librarians. Das Ministerium hatte 45.000 € fuer 70 iPAQ H2200 spendiert. Als Ressourcen wurden UpTodate, Clinical Evidence, Harrison on Hand und diverse Oxford Textbuecher angeboten, also so ziemlich genau dasselbe, was wir auch in Muenster im Angebot hatten.

Zuvor sprach Bruce Madge, an dem man als Medizinbibliothekar – spaetestens nach seinem Buch – wohl kaum vorbeikommt, ueber The role of knowledge management in promoting patient safety. Das war einer der Highlights auf dieser Konferenz fuer mich. Patientensicherheit meint, dass jeder Kranke sicher sein kann, nach dem bestmoeglichen Therapiestandard behandelt zu werden. Dies beinhaltet selbstverstaendlich vollstaendige Literaturrecherchen und damit Health Information Professionals wie Medizinbibliothekare. Der „Expert Patient“ weiss vielleicht mehr ueber die Krankheit als der Arzt, ueber seine Krankheit ist er aber der absolute Experte. Diese wertvollen Informationen, die nur der Patient besitzt, darf nicht verloren gehen, sondern muss wieder in das Gesundheitssystem eingespeist werden.

Eine der nettesten Sitzungen war die „Learning from the past“-Session – nicht etwa weil ich dort die einzigartige (und ueberraschende) Gelegenheit hatte, einen historischen Vortrag zu halten, sondern weil sich mir ganz neue und erfrischende Blickwinkel auf den Gesundheitssektor ergaben:

Hogsbro lehrte mich einen Trick der Wikinger Krankenschwestern (d.h. der Frauen, die ihre Raubzuege begleiteten): Verwundeten floessten sie grosse Mengen an Zwiebelsuppe ein und rochen dann an den Wunden. Je nach Intensitaet des „Geruchs“ („Gestank“ waere wohl treffender) konnten sie auf die Tiefe und Schwere der Verletzung schliessen.

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Heute fing die eigentliche Konferenz mit den wissenschaftlichen Vortraegen an. In der Plenary Session sprach Valentina Comba ueber „Communication: the digital world’s keyword“ und Les Grivell machte Werbung fuer e-Biosci und Oriel. Haengengeblieben ist mir vor allem die Begruessung durch Valentia als „distinguished colleagues“ und der EU-gefoerderte Versuch vom EMBL, eine Verlinkung zwischen Text- und Faktendaten zu schaffen (und ich dachte, das haette PubMed schon getan …).

Spaeter folgten vier parallele Sessions, von denen eine Grivell’s Hinweis auf die Notwendigkeit der Genominformationen aufnahm und direkt in der Einfuehrung forderte: „Librarians should know how to search key genetic information databases.“ Punkt. 😎 Diese neue Spezies bekam dann auch noch direkt einen Namen verpasst: „Biolibrarians“

Ulrich Korwitz fuehrte dann mit seinem Vortrag ueber German Medical Science als weiteres Zukunftsmodell quasi den „Editorial Librarian“ ein, der im Auftrag von Fachgesellschaften deren Kongresse und Zeitschriften publiziert. Nach der DFG-Foerderung wird GMS auf eigenen Fuessen stehen (muessen), aber voraussichtlich nicht mehr als 300 € pro Artikel verlangen. Er sucht noch 5 Bibliotheken, die eine von ihm entwickelte Software testen wollen, mit der jede Bibliothek Zeitschriften veroeffentlichen kann.

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Waehrend die Educational Courses von Montag bis Mittwoch liefen, startete die Konferenz am gestrigen Mittwoch mit der opening reception. Fernando Rodriguez Alonso, Past Director of Bireme (Brazil), wo die naechste EAHIL-Konferenz gemeinsam mit der Internationalen Tagung der Medial Librariesstattfinden wird, gab ein „Older Statesman Statement“ ueber Old and new challenges on information Management. Die Information, die einst eine Quelle der „Power“ darstellte, ist nun eine Quelle der Konfusion geworden. Rueckblickend auf sein langes Arbeitsleben stellte er fest, dass Informationen zwar explosionsartig zunehmen wuerde, Wissen und Weisheit aber bei weitem nicht so rapide. E-Mail ist heutzutage „wie wenn man nach einem langen Arbeitstag in der Dunkelheit nach Hause kommt und in der Kueche 70 fremde Personen vorfindet“ 🙂

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Die Konferenz startete mit den obligatorischen Continuing Education Courses. Wie immer, war die Qualitaet sehr hoch, wie mir auch zahlreiche Teilnehmer bestaetigen, die Themen zukunftsweisend.

  • Human Genome Information for Librarians
  • Copyright and the Electronic Library
  • Health economics Information: The Quest for Efficiency in Health Care
  • Evidence-Based Librarianship: How to make better decisions in library practice
  • Negotiating Skills in Electronic Journal Licensing
  • The semantic web, structuring medical information on the Internet

Auf dem deutschen „Markt“ gibt es nichts Entsprechendes. Will man auf dem Gebiet des medizinischen Bibliothekswesens auf dem Laufenden bleiben und sich fortbilden, stellen die EAHIL-Konferenzen eine einzigartige Moeglichkeit dar. (Sorry, auf der spanischen Tastatur gibt es leider keine Umlaute)