Springer’s Open Choice ist kein Open Access

Springer’s neues Geschäftsmodell Open Choice (gebloggt am 5.7.04) wird von Jan Velterop von BMC in Newswire der Open Access Gedanke abgesprochen: „Springer’s program breaks from that [Open Access] definition is some key ways. [It also forbids] copying, reproducing, distributing, or posting of the publisher’s version of the article on a third party server. That makes guaranteeing open access in perpetuity virtually impossible.“ Aus Open Access News

OUP: Open Access oder Open Kommerz?

Erst heute geht mir auf, dass der 26. Juni wohl ein historisches Datum war. Oxford University Press stellte für seine Zeitschrift Nucleic Acids Research (NAR) ein neues Geschäftsmodell vor. Dieses Modell wurde als Open Access angekündigt und mit viel Vorschußlorbeeren versehen: Ab 2005 wird kostenfreier Zugriff auf NAR möglich sein (bisher waren alle Artikel nach 6 Monaten frei zugänglich). Mit dem Printabo bekommt man die Institutionelle Mitgliedschaft und einen Rabatt auf die Article Pay Charges (APC) für die Autoren: $500 statt $1.500. Zuerst denkt man: Prima Modell! Dann beschleichen einen Zweifel, ob es wirklich ein Schnäppchen ist. Bibliotheken/Fakultäten schichten über institutionelle Mitgliedschaften a la BMC ihr Zeitschriftenbudget zunehmend in die Bezahlung von Publikationsgebühren um. Wird es da – insgesamt betrachtet – nicht etwa teurer? Spielen wir mal die Alternativen durch, (zwei Veröffentlichungen von Fakultätsmitgliedern in NAR pro Jahr):

  1. Kein Abo: Kosten $3.000 (Freier Online-Zugang: $0 + APC: 2*$1.500)
  2. Institutionelle Mitgliedschaft: Kosten $ 3.459 (Mitgliedschaft: $ 2.459 + APC: 2*$500)
  3. Print-Abo: Kosten $3.855 (Print: $2.855 + APC: 2*$500)

Gegenüber den bisherigen Kosten von $2.459-$2.733 je nach Abo haben sich die Gesamtkosten also um 10 bis max. 57% erhöht! Betreibt OUP Open Access oder nur eine (weitere) clevere Profitmaximierungsstrategie?? Wie wird sich die Bibliothek/Fakultät zu diesem Geschäftsmodell stellen? Will ein Fakultätsangehöriger in NAR publizieren, möchte er natürlich die $1.000 sparen. Mit anderen Worten: Es bleibt der Druck auf der Bibliothek bestehen (wird größer?), das Printabo und/oder eine Institutionelle Mitgliedschaft einzukaufen. NAR ist kein Einzelfall. Es ist zu erwarten, dass weitere Zeitschriften dieses Geschäftsmodell übernehmen werden. Zuerst gesehen in Open Access News
Nachtrag: Ab 2 Artikel pro Jahr wird es teurer als vorher. Die Publikation in NAR (das „Geben“ von Forschungsresultaten) wird also bestraft, das egoistische Lesen („Nehmen“) hingegen belohnt. Die Uni Münster (1 Publ. in NAR p.a.) kommt wesentlich günstiger weg als das DKFZ Heidelberg (4,8 Publ. p.a.) oder die University of Oxford (5,5 Publ. p.a.).

Preise von medizinischen Zeitschriften explodieren weiter

Kronenfeld Abbildung
Die oft zitierten Kronenfeld-Studien über die Preissteigerungen von Zeitschriften der Brandon/Hill-Liste (z.B. die von 1996) wurden nun aktualisiert: Joan B. Schlimgen and Michael R. Kronenfeld, Update on inflation of journal prices: Brandon/Hill list journals and the scientific, technical, and medical publishing market, Journal of the Medical Library Association, July 2004. Lakonisches(?) Resümee: The unprecedented rise in journal prices negatively affects the purchasing power of medical libraries. Aus den Open Access News

BioMedNet web site closed on 30 June 2004

biomednet logo
Nur eine Randnotiz: Elsevier hat sein mit viel Elan betriebenes Endnutzerportal BioMedNet zu Ende Juni endgültig zu Grabe getragen, nachdem dort bereits seit längerem immer weniger Serviceleistungen angeboten wurden. Als Begründung wurde auf ScienceDirect verwiesen: Zwei Systeme zu pflegen mache keinen Sinn. Genau das hatten allerdings manche schon 1997 gesagt, nachdem Elsevier der Current Science Group diese Plattform abgekauft hatte. Und hier schließt sich der Kreis, denn Current Science zieht seit Mai 2000 erfolgreich mit einem (aus dem Verkaufserlös aufgebautem?) Open Access Portal durch die Lande, was Elsevier nun bewogen hat, seinen Autoren größere Archivierungsrechte einzuräumen. Das OA-Portal heißt übrigens (sie wissen es) Biomed Central.
Die BMN-Webseite ist immerhin noch eine schöne Zusammenstellung aller Services von Elsevier.

Neue Zeitschrift in gms: Psycho-Social-Medicine (p-s-m)

Das große deutsche Open Access Projekt in der Medizin, German Medical Science (gms), schlüpft so langsam aus den Kinderschuhen. Nach dem etwas dahinplätschernden eigentlichem gms e-Journal, zahlreichen Kongreßabstracts und den Mitteilungen aus der AWMF ist es nun gelungen, mit Psycho-Social-Medicine zehn Fachgesellschaften an einen Tisch zu bringen. Die Redaktionsstelle befindet sich – wie bei allen gms-Titeln – an der ZB Med in Köln (DFG-gefördert). Weitere interessant klingende Titel befinden sich in Planung. Aus dem idw

Buchhandelslobby trägt Streit um subito nach Brüssel

Wie heise online berichtet, eskaliert der Streit zwischen dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels und dem in Berlin ansässigen wissenschaftlichen Dokumentenlieferdienst subito: Die Verleger sehen sich durch den Kopienversand existenziell bedroht. Da fällt einem nichts mehr ein: Erst die Preisschraube bis zum geht-nicht-mehr andrehen und wenn fast das ganze Budget für Zeitschriften ausgegeben wird, kommt der Gnadenstoß in Form eines Fernleihverbotes! Mal schauen, wer sich am Ende durchsetzt: Freiheit der Wissenschaft / Qualität der Krankenversorgung versus Profitmaximierung kommerzieller Verleger – ich habe nicht allzuviel Hoffnung, wenn ich sehe, wer da alles gegen subito aufmarschiert. Ein Zitat von „Cyberglyphics“ aus dem Heise Forum muntert mich jedoch wieder etwas auf: Was die Buchhändlerlobby hier in Bezug auf Fachpublikationen abgibt, ist das letzte laute Grunzen eines Dinosauriers, der seine verbliebenen Tage zählen kann… 😀 Zuerst gesehen in netbib