Ende der elektronischen Fernleihe?

Bundesregierung stellt Eckpunkte des neuen Urheberrechts vor: [Der Kopienversand] soll zwar als „graphische Datei“ künftig ermöglicht werden — jedoch nur, wenn die Verlage kein eigenes Angebot machen. Damit ist die Situation ähnlich wie bei der Privatkopie, denn der Informationszugang wird zwar nicht verhindert, aber zumindest deutlich teurer und damit für viele inpraktikabel: Die Wissenschaftsverlage haben pro Kopie Preise von bis zu 30 US-Dollar anvisiert für die digitale Nutzung. Dem bleibt nichts hinzuzufügen! Wie es ausschaut wird den Verlagen als einziges Monopol die letzten sechs Monate (ihrer Zeitschriften) übrig bleiben – nach dem NIH-Plan wird alles davor Open Access. Diesen Rest werden sie mit Zähnen und Klauen verteidigen. Fällt die Fernleihe zugunsten der 30$ müssen sich die Wissenschaftler per Selbstarchiv in Zukunft gegenseitig helfen: Self-publish or perish! [Aus der c’t]

Springer Backfiles doch erst Ende 2006?

Am 3.9. habe ich auf Derk Haank’s Ankündigung hingewiesen, ab 2005 ständen Backfiles für die Springer-Zeitschriften zur Verfügung. Good News. Bad News: Sie haben noch gar nicht angefangen! Erst gestern hat SPI Publishers Services bekannt gegeben, dass sie den Zuschlag für dieses Projekt erhalten hätten. Es wird zwei Jahre dauern 🙁 , SPI hat dann insgesamt 50 Mio. Seiten digitalisiert (u.a. auch für Blackwell, Elsevier, OUP, Taylor&Francis) Wo? – Natürlich wieder mal in den Philippinen. [via Open Access News]

Nachschlag: Reuters teilte am 6.10.2004 mit: FRANKFURT, Germany – German science publisher Springer Science + Business Media will start in January to put all back issues of its 1,250 scientific journals on the Internet, some of which date back to 1886, it said on Wednesday. [via MSNBC]

eSciDoc – die Zukunft des wissenschaftlichen Arbeitens?

Aus einer Pressemeldung des FIZ Karlsruhe: Im neuen Projekt [BMBF-geförderten] eSciDoc, das die MPG und FIZ Karlsruhe gemeinsam leiten, wird eine integrierte Plattform für netzbasiertes wissenschaftliches Arbeiten entwickelt, die alle Aspekte der wissenschaftlichen Kommunikation von der Wissensproduktion über die Aufbereitung und Veröffentlichung der Ergebnisse bis zur Speicherung und Langzeitarchivierung durchgängig berücksichtigt. Zur Zielsetzung des Projekts erklärt die Geschäftsführerin von FIZ Karlsruhe, Sabine Brünger-Weilandt: „Im Rahmen dieser innovativen Arbeitsumgebung sollen die Wissenschaftler künftig über alle Grenzen von Standorten, Forschungsgebieten und Ländern hinweg qualifiziert miteinander kommunizieren können. Gleichzeitig werden sie in der Lage sein, die Informationen aus unterschiedlichen internationalen Quellen zu beschaffen und darüber hinaus ihre eigenen Arbeitsergebnisse im Netz zu publizieren.“ Fettdruck von mir.

Jacso-Review: SCOPUS vs. Web of Science

Peter Jacso hat in seiner Kolumne „Peter’s Digital Ready Reference Shelf“ diesen Monat Scopus ausführlich getestet: Peter tackles SCOPUS. Nach einem sehr ausführlichen und positivem(!) Review fragt Jacso sich: We shall see what this success for Elsevier power and convenience for users will mean to libraries, librarians and their patrons financially. [via CHMINF-L]

Nachschlag: Hier kommt noch ein Review von NFAIS (Word-Doc) [Via Open Access News]

Je mehr Web-Zugriffe, desto mehr Zitate

Thomas Perneger BMJ 2004; 546-547 (4 September) hat eine 0,54-Korrelation zwischen den Zugriffen (eine Woche nach Veröffentlichung) auf BMJ-Artikel und deren Zitierung (via Web of Science) festgestellt. Seine Empfehlung, nun Zugriffstatistiken auf Artikelbasis verfügbar zu machen, um den Wert eines Artikels schneller bestimmen zu können als mit dem langwierigem Zitationsprozeß, halte ich angesichts der einfachen Manipulationsmöglichkeit allerdings für etwas blauäugig. [Via Open Access News]

Springer in wenigen Jahren an der Börse

Ein Interview von Information Today mit Derk Haank bringt einige aufregende Neuigkeiten über die weitere Entwicklung bei Springer:

  • Springer wird bald an die Börse gehen. Da Haank wie das gesamte Management Anteile besitzt, wird es wohl nicht auf die lange Bank geschoben.
  • Über Open Access: [OA Publishers] are not competitive because they can’t offer a brand name like Springer’s.
  • Über Open Choice: The only thing we are going to change in our current process is whom we send the invoice to. If […] 20 percent of the articles in a particular journal have been paid for by authors [via Open Choice], then the subscription price will be 20-percent lower. Die Springer-Zeitschrift, die nun preiswerter wird, möchte ich sehen!
  • [Libraries] can get 1,000 journals for a little bit more than they paid for 200. Wo war ich bloß die letzten Jahre!?
  • Was Bibliothekare immer gern hören (und nicht immer glauben), kam auch zur Sprache: It is not the policy to make any changes to pricing.
  • Springer digitalisiert zur Zeit retrospektiv alle Zeitschriftenjahrgänge, teilweise bis 160 Jahre zurück. Die backfiles werden nächstes Jahr als Subject Collection gegen eine einmalige Gebühr angeboten. Also schon mal kräftig sparen!
  • Springer erlaubt Autoren nun auch, Ihre Artikel selbst zu archivieren: Essentially, our policy is the same as that announced recently by Elsevier. There is now blanket permission [for self-archive].

Übrigens: IPO heisst „Initial Public Offering“ und bedeutet, dass ein Unternehmen an die Börse geht. [Via Open Access News]