Bibliothekartag Dresden: Mittwoch 2

Eine sehr interessante und informative Sitzung war der eBook-Themenkreis am Mittwoch Nachmittag, betitelt „E-Books als neues Informationsangebot von Bibliotheken: ein Buch mit sieben Siegeln?“. Souverän moderiert von Klaus Kempf (BSB München) sprachen Frau Dr. Hammerl (BSB München), Ann McLuckie (ETH Zürich) und Volker Schallehn (UB LMU München) über ihre diversen Projekte. (Auch dieses Top-Thema war in einem viel zu kleinen Raum untergebracht, ich denke schon mit Schaudern an die Open Access Sitzung morgen früh im gleich ‚großen‘ Raum. Das Motto scheint wohl zu lauten: Je trendiger das Thema, desto kleiner die Räume … Wenn wir schon mal beim Feedback an die Veranstalter sind: Funkmikrofone und Stehpulte sollten mittlerweile Standard sein. Sitzende Redner sind ab der dritten Reihe nicht mehr zu sehen.). Frau Hammerl lieferte einen schön kurzen und systematischen Überblick der eBook-Geschichte, beginnend mit dem legendären RocketBook 1996, und der verschiedenen Kauf- bzw. Lizenz- und Ausleihmodelle. Letzteres ist mittlerweile durch die Nationallizenzen der DFG geadelt, die 1.000 NetLibrary- und 1.500 italienische Casalini-eBooks beinhalten. Ann McLuckie (eine Südafrikanerin mit schwitzerdütschem Akzent) stellte die Erwerbungspolitik der ETH Zürich dar, die mittlerweile knapp 6.000 eBooks anbietet, zumeist als unlimitierte Lizenzen, Ausleihemodelle und portable Geräte werden (bewußt) nicht unterstützt. Nutzung? Die Bücher des Aggregators Knowel (ca. 1.100?) wurden in drei Jahren 5.400-mal benutzt – nicht gerade die Welt. Der Anbieter Safari unterstützt die sofortige Freischaltung von zusätzlichen eBooks bei Nutzeranfragen (und freien Tokens), was beim Desiderent sehr gut ankommt: eBook on demand, eine gute Idee. Volker Schallehn schließlich führte insbesondere in das Ciando-Angebot ein – ca. 1.800 ausleihbare PDF-Bücher mit einer 7-tägigen Leihfrist. Über Adobe-DRM wird die heruntergeladene PDF automatisch nach sieben Tagen zurückgebucht, d.h. unbenutzbar. Angeblich sollen aber 22% aller Nutzer das Buch vorzeitig zurückgeben (über das DRM des Adobe Readers anscheinend kein Problem). Nach Rückgabe kann das Buch sofort wieder neu ausgeliehen werden. Auf diese Weise wurde jedes Buch durchschnittlich 6-mal im Jahr ausgeliehen – quite nice. Angebot und Darstellung der eBooks ist bei der UB wirklich vorbildlich. Überproportional wurden Wirtschafts- und Medizinbücher genutzt. Mittlerweile interessieren sich immer mehr Unibibliotheken für diese Form des Angebots, hier ist Ciando ein Name, den man sich merken muß. Wer nutzt die Ausleih-eBooks? 2.385 Personen, darunter 93% Studenten und 4,6% Wissenschaftler. Trotz der beeindruckenden Zahlen sind dies nur 4,7% aller an der LMU eingeschriebenen Studenten. Das eBook kann komplett ausgedruckt, aber nur ca. 10% des Inhalts kann kopiert werden.

Leider konnte keiner der Redner die spannende Frage nach einer differenzierten Nutzungsanalyse (Value for Money) beantworten und inwieweit diese mit der Ausleihe der gedruckter Bücher korreliert (eine existenzielle Frage auch gerade für die anbietenden Verlage).

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