Bibliothekartag Dresden: Mittwoch

Das moderne Kongreßzentrum direkt an der Elbe mit wunderbarem Rundumblick über Dresden hat schon was, ein idealer Konferenzort, wenn man sich nicht ständig verlaufen würde. Die für mich wichtigen Themenkreise waren überlaufen oder aber die Räume zu klein. 10 Jahre e-Journals, die Sitzung der GeSIG – keine Chance; Bibliotheken, Teil des Netzes der Informationsversorgung – selbst auf den Treppen sitzen sie wie auf der Hühnerleiter. Der erste Vortrag von Jürgen Bunzel brachte viel Licht in die offenen Fragen zu den Nationallizenzen, die mich auch etwas bewegt hatten. 😉 Für die DFG sind die Nationallizenzen sowohl Lösung der SSG-Problematik (es gibt keine Geschäftsmodelle, die eine Versorgung des Nutzers mit digitalen Medien erlauben) als auch wirtschaftliche Verwendung von Steuergeldern. Angesichts von 250 Mio., die jedes Jahr in wiss. Bibliotheken für Zeitschriften ausgegeben werden (davon 5% SSG-Anteil), stellt sich natürlich die Frage, ob man durch eine koordinierte Lizenzierung (nein, nicht Geld einsparen, das wäre wohl zu naiv) auch laufende Zeitschriftentitel barierrefrei zur Verfügung stellen könnte, sprich: Für jeden Nutzer unabhängig von Ort und Anbindung an eine Bibliothek. Die DFG (und ich nehme mal an auch der Bund als Geldgeber) möchte für diese Summe eine angemessene Gegenleistung. Ihnen schwebt eine Zentrallösung a la Großbritannien (NESLI2) vor.

Zu der Frage, warum keine medizinischen Zeitschriftenarchive eingekauft wurden: Es gab (gibt) acht verhandlungsführende Bibliotheken (SBPK Berlin, UB Frankfurt, SUB Göttingen, TIB Hannover, ZB Wiwi Kiel, ZB Med Köln, SUB Köln, BSB München), die eine qualitative Vorauswahl trafen und dazu die Verlage unter sich aufteilten. Der Spitzenbedarf sollte gedeckt aber keine Archive gekauft werden, die schon überall vorhanden waren. Nach den Verhandlungen wurden von den G8 entsprechende Förderanträge an die DFG gestellt. Unser Pech war nur, dass die Anträge von ZB Wiwi Kiel und ZB Med Köln abgelehnt wurden – angeblich seien die Objekte (von Verlagsseite) aus nicht reif für einen Kauf gewesen. Für mich klingt das nach einer Umschreibung für die simple Tatsache, das es der DFG wohl zu teuer war. Es scheint naheliegend, dass Elsevier oder Wiley bei den Medizintiteln eine große Nachfrage erwarten und diese deshalb entweder erst mal einzeln vermarkten wollen (wer kauft das aber, wenn eine NL erwartet wird oder gibt es eine Rückerstattung?) oder zu hochpreisig angeboten haben – schade eigentlich, jetzt gibt es viel Unsicherheit. Des weiteren möchte ich bemängeln, dass persönliche Nutzer auf STM-Titel nicht zugreifen dürfen – Elsevier, Springer und Wiley seien dagegen gewesen. Bei den anderen Titeln müssen sich die perönlichen Nutzer zur Zeit noch bei jeder Bibliothek einzeln anmelden (eine zentrale Anmeldung über Shibboleth soll aber kommen). Beides fand auch Jürgen Bunzel nicht befriedigend.

Noch ein bißchen Zahlendroping: Die Nationallizenzen enthalten 230 Mio. Seiten, 21 Mio. Artikel aus 6.200 Zeitschriften von 1830-2000.

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