„Scientifically justifiable“ – ein Schlagwort und seine Folgen

The Two-Word Phrase Unleashing Chaos at the NIH – The Atlantic

In einem kürzlich erschienenen Artikel im Atlantic wird das kleine, aber folgenschwere Schlagwort „scientifically justifiable“ beleuchtet. Ursprünglich prägte es die Trump-Regierung in den USA als Kriterium für Forschungsförderung. Der Vorwurf: Forschung, die Themen wie systemischen Rassismus oder Genderidentität behandelte, sei nicht „wissenschaftlich gerechtfertigt“ und damit nicht förderungswürdig.

Für Bibliothekar*innen ist dieser Diskurs spannend, weil er zeigt, wie sehr Sprache und Politik den Zugang zu Wissen prägen können. Wenn bestimmte Forschungsbereiche per Definition als „nicht gerechtfertigt“ ausgeklammert werden, verschwinden sie nicht nur aus den Fördertöpfen, sondern langfristig auch aus Publikationslandschaften, Datenbanken und Bibliotheksbeständen.

Besonders brisant: Im August 2025 griff auch der aktuelle NIH-Direktor Jay Bhattacharya den Ausdruck „scientifically justified“ wieder auf. Damit wurde deutlich, dass solche Formulierungen nicht nur rhetorische Floskeln sind, sondern steuernde Wirkung auf die Forschungslandschaft entfalten können – mit Konsequenzen für das, was wir als Bibliothekarinnen unseren Nutzer*innen an Literatur und Daten anbieten können.

Ein Beispiel: Die Datenbank PubMed, die eng mit der NIH verbunden ist, spiegelt stets die Forschung wieder, die gefördert und publiziert wird. Wenn bestimmte Themenfelder gar nicht erst gefördert werden, finden sie folglich auch weniger Eingang in PubMed. Für uns heißt das: Nutzer*innen stoßen womöglich auf Leerstellen in der Literatur, die nicht wissenschaftlich begründet, sondern politisch erzeugt sind.

Umso wichtiger: Das Projekt OLSPub von ZB MED –> OLSPub | ZB MED – Informationszentrum Lebenswissenschaften

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