Geschenke gegen Anerkennung: Warum das Publikationswesen so gut funktioniert

Ich habe mich oft gefragt, warum nur das wissenschaftliche Publikationswesen soo veränderungsunwillig, so change resistant und unflexibel ist. Wir alle haben uns das gefragt. Und die Antwort lautete immer gleich: publish or perish. Jeder verdiente an diesem System – Autoren und Verleger zuerst, aber auch Bibliothekare und Leser. Sozusagen eine Win-Win-Win-Win-Situation. (Und deshalb handelt keiner dieser Akteure irrational – ein beliebter Vorwurf an Autoren – sondern ganz bewußt für die Erreichung seiner eigenen Ziele). Der Trick war, dass die Nutzer weder über die Kosten Bescheid wußten noch diese tragen mußten. (Am Ende mußte zwar einer – der Steuerzahler – für alles bezahlen, aber das fanden die vier Akteure irgendwie ganz fair).

Claudia Koltzenburg (ehemals German Academic Publisher) hat nun in Digital objects as „transducers“ in scientific web publishing. In: International Journal of Feminist Technoscience, May 9, 2007 (Volltext) einen weiteren Grund für diese unheilvolle und unlösbare Verquickung beschrieben: Das totsichere Tauschgeschäft: Geschenke gegen Anerkennung. [Thanks Peter Suber]

Anhand des piezoelektrischen Kristalls als Wandler bei der Ultraschalluntersuchung der Gebärmutter (kein Aprilscherz!) kommt sie auf folgende Analogie:

Setting up the two flow charts like this, makes us draw analogies between (1) the mother and the author, (2) the foetus and the file, (3) the ultrasonograph with the metadata, (4) the transducer with the digital object, (5) the sonograms with the editorial team, (6) the staff with the doic, (7) the utilization with the reader’s recognition.

Sie schließt:

scholarly communication, and publishing in particular, is characterized by an economy based on gift-giving-for-recognition.

Da das Geschenk-Geben nur gegen Anerkennung funktioniert, wird klar, warum die meisten Institutionellen Repositories nicht funktionieren: Es gibt keine Anerkennung, zumindest keine zusätzliche (Cream of Science ist hier die löbliche Ausnahme).