Sonderblog-Serie „Vertrieben 1938“ im Van Swieten Blog der Med Uni Wien

Am 11. März hat die Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien im Van Swieten Blog (so der neue Name des Weblogs seit 1. März 2008) die Sonderblog-Serie „Vertrieben 1938“ gestartet, die als Teil des aktuellen Provenienzforschungsprojektes konzipiert worden ist. Seither wird täglich einer der 143 von der Medizinischen Fakultät der Universität Wien vertriebenen Professoren und Dozenten – in alphabetischer Reihenfolge – im Weblog vorgestellt.

Infos zur Sonderblog-Serie „Vertrieben 1938“

1938 – nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland – wurden mehr als 143 Professoren und Dozenten der Medizinischen Fakultät der Universität Wien entlassen bzw. vertrieben. Deshalb wurde an der Medizinischen Universität Wien am 13. März 2008 ein Mahnmal für Opfer des Nationalsozialismus enthüllt; parallel dazu wurde vom Team der Sammlungen der Medizinischen Universität Wien die Ausstellung “Entlassen” gestaltet. In Ergänzung dazu wurde an der Universitätsbibliothek die Sonderblog-Serie „Vertrieben 1938“ als Bibliotheksbeitrag konzipiert, der aus einer bibliotheksspezifischen Perspektive die „Erinnerungsarbeit“ an der Medizinischen Universität Wien unterstützten will. Der Fokus des Bibliotheksprojektes liegt dabei auf der Bereitstellung bzw. Vermittlung von Informationen, die über das Internet frei zugänglich sind.

Aktuell gliedert sich das Projekt in folgende Facetten:

  • Scannen der Biographien aus einem Schlüsselwerk (und an der Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin besonders stark genutzten Werkes) zur Thematik der Entlassung von mehr als 143 Professoren und Dozenten der Medizinischen Fakultät der Universität Wien (Dissertation von J. Bauer-Merinsky) und Einbringen der Scans in das Bibliotheksrepositorium;
  • Retrokatalgosierung sämtlicher an der Universitätsbibliothek der Med Uni Wien (insbesondere Zweigbibliothek für Geschichte der Medizin) vorhandenen Bücher der vertriebenen Professoren und Dozenten (in einer weiteren Phase ist auch die Erfassung der dazugehörenden Separata geplant);
  • Hinweise auf Bilder und Dokumente aus dem Bildarchiv bzw. der Handschriftensammlung der Med Uni Wien;
  • Verlinkung zu den relevanten – im Internet frei zugänglichen – Online-Dokumenten mit Informationen über die vertriebenen Professoren und Dozenten (z.B. Wikipedia);

Auch wenn der Einwand, dass die in der Dissertation dargestellten Biographien nicht den aktuellen Wissensstand widerspiegeln bzw. unvollständig sind, zum Teil gerechtfertigt ist, so bringt deren Präsentation im Internet doch einen deutlichen Mehrwert, weil damit erstmals Basisinformationen zu einer großen Zahl der an der Medizinischen Fakultät der Universität Wien vertriebenen Professoren und Dozenten im Internet – frei und unmittelbar (”Open Access”) – zur Verfügung stehen. Ein wesentliches Ziel des Bibliotheksprojektes ist dann erreicht, wenn die Sonderblog-Serie “Vertrieben 1938″ weitere Forschungen zu dieser Thematik unterstützt und dazu beitragen kann, die diesbezüglichen Forschungen zu intensivieren.

Die Universitätsbibliothek will mit dem Projekt „Vertrieben 1938“ allerdings nicht nur punktuell einen Anstoss zur Auseinandersetzung mit der Thematik der Vertreibung von Professoren und Dozenten der Medizinischen Fakultät der Universität Wien im Jahr 1938 geben, sondern – mit den Möglichkeiten von Web 2.0 – die Informationen zu den einzelnen Biographien laufend ergänzen. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, entsprechende Hinweise zu übermitteln, und auch entlassene Professoren und Dozenten der Medizinischen Fakultät der Universität Wien zu benennen, die in der Dissertation nicht aufgenommen wurden.

Darüber hinaus sind Autorinnen und Autoren von Publikationen zu dieser Thematik (inbesondere mit dem Schwerpunkt auf biographischen Beiträgen zu den vertriebenen Professoren und Dozenten) herzlich eingeladen, diese Beiträge, soweit sie derzeit im Internet nicht frei verfügbar sind, für das Repositorium der Universitätsbibiothek der Med Uni Wien zur Verfügung zu stellen.

Kontakt:

Provenienzforschung an der Universitätsbibliothek der Medizinischen Universität Wien;
A-1097 Wien, Waehringer Guertel 18-20
E-Mail: provenienzforschung@meduniwien.ac.at