Abstimmung: Nature als Nationallizenz

Angesichts der drohenden Ablehnung der Nature Archive als Nationallizenz heute eine Blitzumfrage (vielleicht ist ja doch noch was zu retten).

Hintergrundinformationen: Die AG Nationallizenzen hat sich bisher nicht einstimmig für die Empfehlung des Kaufs des Nature Archive (inkl. Nature Biotechnology, Nature Genetics, Nature Medicine, Nature Structural Biology) an die DFG ausgesprochen, obwohl:

  • Die Nature Zeitschriften die höchsten Impact Faktoren besitzen
  • Bei Nutzungsraten und Preis-Nutzungsverhältnis die Nature-Titel an der Spitze des bibliothekarischen Angebots stehen. (Wenn also ein Archiv benutzt wird, dann das von Nature)
  • Der verhandelte Preis absolut akzeptabel ist und bei Kosten/Artikel in der Größenordnung anderer Archive (LWW, Blackwell, Cell Press, Lancet) liegt
  • Nature auch für Privatpersonen frei verfügbar wäre
  • Die Ablehnung den Digital Divide verschärft: Reiche Unibibliotheken kaufen sich das Archiv über Gasco, die kleineren Bibliotheken (und ihre Nutzer) gucken in die Röhre.
  • Bekanntermaßen kommen 97% der Nutzung der nationallizenzierten Ressourcen aus den STM-Fächern.

In Parenthese: Das Totschlagargument ist ja immer die Spitzenversorgung. Der SSG-Gedanke, aus dem heraus die DFG dieses Nationallizenzprojekt gestartet hat, ist ja gerade nicht, die stark genutzen Titel zu kaufen, sondern ganz im Gegenteil, diese zugunsten der nur sporadisch genutzten „Spitzentitel“ auszuschliessen. Deshalb können die Kosten/Nutzen-Zahlen noch so klar sein, man sagt einfach: „Keine Spitzenversorgung!“ und ist fein raus … (Definition der Spitzenversorgung hier und hier).*

Die Grundversorgung sei Aufgabe der Universitäten etc. Ganz ähnlich äußerten sich ja die Politiker (Zypries et al) bei der Verabschiedung des „wissenschaftsverlagsfreundlichen“ Urheberrechts: Die Wissenschaftler und Universitäten müßten endlich kapieren, dass Literatur nun mal Geld kostet. Das Problem ist nur, dass diesselben Politiker die Unis mit zu wenig Geld ausstatten und zum anderen das Geld auch noch ungleichmäßig verteilt ist. Die meisten Universitäten/Bibliotheken leiden unter der Preiskrise. Die DFG könnte nun auch hier einspringen und tut es de facto auch: Die bis dato gekauften Ressourcen sind beileibe nicht nur der Spitzenversorgung zuzurechnen, das Abonnement laufender Titel ab 2008 scheint sich nun ganz von diesem zu engen Kleid zu verabschieden. Spitzenversorgung über Nationallizenzen abdecken zu wollen ist ja sowieso ein Widerspruch in sich. Wenn man die Unis/Bibliotheken aber bei der Grundversorgung entlasten würde, könnten diese in ihre Spitzenversorgung selber – und viel gezielter – investieren. Ist die DFG (und ihre Gremien) so pragmatisch?

* Ah, jetzt fällt bei mir der Groschen: Die Medizin wurde nicht etwa stiefmütterlich behandelt, obwohl es einen starken Bedarf gibt, sondern weil es einen starken Bedarf gibt! 😯

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