Cochrane Colloquium Ottawa (3)

Sitze wieder am heimischen Schreibtisch. Hier noch ein Nachschlag zum Cochrane Colloquium in Ottawa:

1. Bei der neuen Cochrane Library-Suchoberfläche von Wiley Interscience ist einiges anders als man es von Update Software oder Ovid gewohnt ist. Die wichtigsten Search Tips sind bei der advanced search in der rechten Spalte aufgelistet. Sehr schön: pdf-Files der kompletten Cochrane Reviews (kostenpflichtig). Auch die Abstracts der Synopsis für medizinische Laien sind frei zugänglich (der Link hierzu steht gleich an zweitoberster Stelle auf der linken Spalte eines Reviews).

2. Oral Presentations (Auswahl):
Bei der Entwicklung von Suchstrategien können sich Information Retrieval Spezialisten so richtig austoben. Die von der Cochrane Collaboration empfohlene hoch sensitive Strategie zum Auffinden randomisierter Studien in MEDLINE wurde überarbeitet und gekürzt (Presenter: Julie Glanville). Durch die retrospektive Indexierung der Medline-Zitate mit dem Publication Type „Randomized Controlled Trial“ kann man sich zunehmend auf die korrekte Indexierung von randomisierten Studien verlassen (ab 1991). Die Suchstrategien für Medline und Premedline werden demnächst veröffentlicht, ebenso eine Suchstrategie in MEDLINE und EMBASE für „adverse events“ (Presenter: Su Golder) . Bei den „adverse events“ ist die Indexierung recht uneinheitlich, besonders die Vergabe von Subheadings in Medline. Embase soll da besser sein.

3. EMBASE oder MEDLINE – das war hier die Frage. Tatsioni A et al. (Poster) stellten fest, dass für Meta-Analysen zu „diagnostic test performance studies“ EMBASE weniger als 1% der Studien lieferte. „Embase does not appear to be important in the meta-analyses of diagnostic test performance“.
Falck-Ytter Y et al. (Poster) testeten den zusätzlichen Nutzen von EMBASE bei der Suche nach Therapiestudien in der Gastroenterologie (GI). Ausgehend von der Cochrane Library Komponente CENTRAL als gold standard, deckt Embase weniger als 3% der Studien ab. Aus Medline stammen 67% der Zitate, weitere 30% aus anderen Datenbanken oder aus der Handsearching-Auswahl. Embase enthält zwar zusätzliche GI-Zeitschriften, die nicht von Medline ausgewertet werden, aber deren Inhalte scheinen für Therapiefragen in der GI nicht relevant zu sein. „…an Embase search for intervention studies in gastroenterology, hepatology and nutrition may not always be necessary.“

4. Innerhalb der Cochrane Collaboration gibt es zwei Gruppen, die sich mit Literatursuche befassen:
Information Retrieval Methods Group (neu)
Cochrane Library Users‘ Group
Als Mitglied dieser Gruppen werde ich hilfreiche Infos im MedInfo weiter geben.

Ausblick: Es waren ca. 1000 Teilnehmer im Ottawa. Darunter auch viele Bibliothekare. Cochrane und Evidence based Medicine bieten für Medizinbibliothekare ein interessantes Aufgabenspektrum. Das müssen wir einigen Krankenhäusern in Deutschland nur noch klar machen.

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