DFG-Nationallizenzen: Evaluation des Preis- / Leistungsverhältnis erforderlich

Peter Ahrens von exLibris hat mal die eJournal-Nutzung der Nationalpakete untersucht und kommt zu interessanten Ergebnissen:

Auch ohne gesonderte Ankündigung der Bibliothek besteht also scheinbar reges Interesse und zwar interessanterweise vor allem aus verschiedensten STM Bereichen (97 % der Nutzung) und bisher nur geringerem Maße von Geistes- und Sozialwisssenschaften (3%). (Hervorhebung von mir)

Wundern irgend jemanden diese Ergebnisse? Mich nicht. 1) Jeder weiß, dass die STM-Fächer aus den unterschiedlichsten Gründen am weitesten mit der Nutzung elektronischer Ressourcen sind, und dass die Geistes- und Sozialwisssenschaften anders „ticken“. Und 2) wenn es ein Fach gibt, wo der freie Zugang zu Informationen wirklich wichtig ist – lebenswichtig – dann ist es die Medizin (aber das müßte man auch an die Türen des Ulla Schmidt-Ministeriums nageln, die noch nicht einmal eine Nationallizenz für die Cochrane Library hinbekommen :frown: ).

Die DFG muß sich angesichts dieser deutlichen Verteilung von 97% zu 3% die Frage gefallen lassen, ob sie die Mittel des Steuerzahlers sinnvoll und wirtschaftlich einsetzt. In den Grundlegenden Kriterien der Begutachtung von Nationallizenzen stellt das Preis- / Leistungsverhältnis eine zentrale Größe dar. Insgesamt wurden jetzt 45,7 Mio. € ausgegeben (2005: 5,9; 2006: 21,5; 2007: 18,3). Wieviel wurden davon für STM-Inhalte aufgewendet? Wie sieht das Preis- / Leistungsverhältnis für jedes Fachgebiet aus? Die Zahlen gibt es doch. Würde mich mal wirklich interessieren. Hat man das gekauft, was „halt gerade auf dem Markt war“ oder das, wozu wirklich ein Bedarf vorhanden (und vielleicht auch nachweisbar) war?

Die Medizin wird das dritte Jahr in Folge vernachlässigt. Wo ist das Blackwell Legacy Archiv? Wo ist Lancet? Wo sind die medizinischen Wiley-Collections? Wo ist das Nature Archive? Wo ist die Cochrane Library? Wo ist Cell Press? Wo sind die elektronischen STM-Bücher (von Elsevier, Thieme, Springer)? Hier liegt der Goldschatz „Hohe Nutzung / Hoher Bedarf“ begraben. Fördert ihn! Siehe auch die entsprechende Umfrage rechts oben.

Und wenn ich mich schon mal am ärgern bin 😉 : Diesen Satz möchte ich auch nicht mehr hören – gerade in der Medizin: „Private Nutzung ist leider nicht möglich“.