Abstimmungsergebnis: Was ist Open Access?

Auf die Frage „Was, denken Sie, ist Open Access?“ (15.3.-22.4.) antworteten 46 Personen. Mit weitem Abstand großem Vorsprung folgten die meisten dem Steuerzahler-Argument. Steuerzahler haben das Recht auf Open Access zu den Forschungsergebnissen, die mit ihren Steuermitteln finanziert wurden. Oder anders: Steuerzahler müssen nicht zweimal für Artikel bezahlen, einmal über die Steuer, einmal über die Subskription. Über ein Viertel denkt, es wäre die Lösung der Zeitschriftenpreiskrise. Dies ist nicht unumstritten. Die Cornell-Studie (s.a. Plutchak) legt nahe, dass eine Universität bei einem kompletten Übergang von Toll Access-Zeitschriften zu Open Access-Zeitschriften mehr bezahlen müßte als zuvor. In der Übergangszeit hätte man zudem noch einen zusätzlichen „Investitionsbuckel“. Peter Suber hingegen preist Open Access als Lösung der Zeitschriftenpreiskrise „mit einem Schlag“. Jeder möge sich selbst ein Bild machen, auch über die Auswirkung für Bibliotheken: Wenn alle Forschungsergebnisse open access wären, bräuchten Medizinbibliotheken weniger Etat (-80% bis -90%) für Zeitschriftenerwerbungen und weniger Personal.
15% sind skeptisch, entweder weil sie OA nicht als lebenfähig ansehen oder – im Gegenteil – es so lebensfähig ist, dass es letztendlich wieder im Schoß der Verlagsindustrie landet. Weitere 15% unterstützen die ethischen Fragestellungen: Krankenversorgung/Klinische Studien/Dritte Welt. Open Access gibt es ja nicht nur im Fachgebiet der Medizin, sondern in allen Fachgebeiten, aber gerade in der Medizin wird die ethische Dimension deutlich. Peter Suber hat dazu in einem persönlichen Kommentar (Punkt 5, unten) geschrieben:

I’ve used online medical research for myself and for close relatives. […] I often learn more from this first-hand reading than I learned from my family doctor. […] This benefit is small compared to the benefit of open access *for researchers*. It’s small even if there are a lot of people like me who benefit from doing their own online research. The reason is simply that open access by medical researchers will help everyone by accelerating the progress of medicine, while open access by individual sufferers will only help a much smaller number of people and in much less significant ways. (Hervorhebungen von mir)

Ergebnis im Detail:
– Steuermittel richtig eingesetzt 41% (19 Votes)
– Die Lösung der Zeitschriftenpreiskrise 26% (12 Votes)
– Kein tragfähiges Geschäftsmodell 9% (4 Votes)
– Mehr Profit für clevere Verlage 6% (3 Votes)
– In der Medizin eine Frage von Leben und Tod 6% (3 Votes)
– Ein ethisches Gebot klinischer Studien 4% (2 Votes)
– Eine Chance für die Dritte Welt 4% (2 Votes)
– Der Tod der Bibliothek 2% (1 Votes)