Niedergelassenennachlaßnachlese

Gestern morgen kamen hier mal wieder etliche Bücherkartons aus einem Ärzte-Nachlaß an. Wer kennt diese Anrufe ihrer Witwen oder (seltener) Kinder nicht? Aus langer Erfahrung lautet meine generelle Antwort immer „Ablage P“, aber ab und zu schaffen es einige, trotz der detaillierten Abgaberichtlinien, uns den letzten – Verzeihung – Schrott anzudrehen. Die Pietät verbietet es, die Bibliothek des Vaters zu entsorgen, und so muß die Medizinbibliothek als letzte Ruhestätte herhalten. Nachdem die Bitte um eine Liste der Bücher mit genauer Titelaufnahme und ISBN auf stoisches Unverständnis gestossen ist, gestaltet sich der Dialog meist folgendermassen:

B: „Aus welchen Jahren sind denn die Bücher?“
A: „Keine Ahnung, aus seinem Studium und seiner Praxis halt.“
B: „Sind auch Bücher aus dem 90ern dabei? Die könnten wir unseren Studenten schenken.“
A: „Ja, sicher und viele Anatomie-Bücher, die veralten doch nicht.“
B: „Ok, aber geben Sie bitte nur diese Bücher ab.“

Was kommt, sind dann sechs Umzugskartons mit einem Uralt-Benninghoff, 30 vergilbten Nachkriegslehrbüchern und Behringwerk-Mitteilungen. Ein Buch ist von 1983, alle anderen von vor 1975…